Clinton Gähwiler
BA HONS MA PSYCHOLOGIST
SPORT PSYCHOLOGIST & PERFORMANCE COACH
Während 27 Jahren leitete ich die psychologische Praxis des Sports Science Institute of South Africa (SSISA) in Newlands, Kapstadt. Ab Januar 2023 erleben meine Familie und ich ein neues Abenteuer in der Schweiz. Einen Teil der Woche arbeite ich als Psychologe in der Clinica Holistica Engiadina, den anderen Teil berate ich privat von Gossau (St.Gallen) aus, sowohl persönlich als auch online.
Meine Hauptinteressen liegen in den verwandten Bereichen der Sport- und Gesundheitspsychologie. Im Laufe der Jahre habe ich viel mit Spitzensportlern und Teams gearbeitet und eine Reihe von internationalen Sportveranstaltungen, darunter die Olympischen Spiele, psychologisch begleitet.
Im Bereich der Gesundheitspsychologie liegt meine Leidenschaft darin, Menschen dabei zu helfen, ihren Lebensstil auf gesunde Weise zu ändern und beizubehalten. Dies hat dazu geführt, dass ich in verschiedenen Programmen zur Stressbewältigung, Burnout-Prävention, Gewichtsreduzierung und kardialen Rehabilitation berate, trainiere und unterstütze. Die Interessen der Sport- und Gesundheitspsychologie lassen sich im Unternehmensumfeld perfekt miteinander verbinden, wo ich meine Arbeit darauf ausrichte, Kunden bei der Entwicklung, Umsetzung und Aufrechterhaltung von Strategien zu unterstützen, die sowohl die Leistung als auch das Wohlbefinden nachhaltig optimieren.
Seit vielen Jahren arbeite ich zudem im Bereich der Führungsentwicklung und des Coachings. Ich unterstütze Führungskräfte und Teams dabei, ihre mentale Stärke zu verbessern, effektive Selbstmanagement-Strategien zu entwickeln und ihre Leistungsfähigkeit langfristig zu steigern – stets mit dem Ziel, ein gesundes Gleichgewicht zwischen beruflichem Erfolg und persönlichem Wohlbefinden zu schaffen.
Schwerpunkt
- Die Psychologie der menschlichen Leistung
- Leistungsverbesserung
- Training mentaler Fähigkeiten und mentaler Belastbarkeit
- Effektives Selbstmanagement
- Burnout und dessen Prävention
- Führungsentwicklung und Coaching
Grundschulbildung und Weiterbildung
- Psychologe (BA Hons MA, Universität von Kapstadt)
- Positive Psychologie Peer Support & Diskussionsgruppe (fortlaufend)
Interview mit Clinton Gähwiler: Burnout-Prävention und nachhaltige Leistungsfähigkeit
Frage 1: Clinton, du hast viele Jahre mit Spitzensportlern gearbeitet und nun auch mit Menschen im Gesundheits- und Unternehmensbereich. Gibt es Parallelen zwischen sportlicher Leistungsfähigkeit und dem Umgang mit Stress im Berufsleben?
Absolut! Im Spitzensport geht es darum, Höchstleistungen zu erbringen, aber auch darum, Regeneration und Belastung in Balance zu halten. Wer immer nur trainiert und keine Erholungsphasen einplant, riskiert Verletzungen oder Leistungseinbrüche – und genau dasselbe passiert im Berufsleben. Stress ist nicht per se schlecht, aber wenn die Erholung fehlt, führt er langfristig zu Burnout. Die Kunst liegt darin, mentale Widerstandskraft aufzubauen, klare Prioritäten zu setzen und bewusste Pausen einzubauen – genau wie im Sport.
Frage 2: Was sind aus deiner Erfahrung die häufigsten Warnsignale für Burnout?
Die ersten Anzeichen sind oft subtil und werden leicht übersehen. Viele Menschen fühlen sich chronisch erschöpft, selbst nach einem erholsamen Wochenende, oder stellen fest, dass sie schneller gereizt sind und emotional stärker auf kleine Dinge reagieren. Auch sozialer Rückzug ist ein typisches Warnsignal – wenn man immer weniger Energie für Freunde oder Familie aufbringt, sollte man aufmerksam werden. Häufig kommen auch körperliche Beschwerden hinzu, etwa Kopfschmerzen, Schlafprobleme oder Verspannungen, die keine klare Ursache haben. Ein weiteres Alarmsignal sind Veränderungen, die andere bemerken, man selbst aber vielleicht ignoriert. Menschen, die uns gut kennen, sehen oft als Erste, wenn wir uns verändern. Und nicht zuletzt vernachlässigen viele Betroffene Tätigkeiten, die ihnen sonst Freude bereiten – sei es ein Hobby, Sport oder andere Dinge, die ihnen eigentlich guttun. Wer solche Signale wahrnimmt, sollte frühzeitig gegensteuern, bevor Körper oder Psyche „den Stecker ziehen“.
Frage 3: Viele Menschen wissen, dass sie gestresst sind, aber es fällt ihnen schwer, etwas dagegen zu tun. Was sind deine drei wichtigsten Tipps zur Burnout-Prävention?
Ein zentraler Punkt ist, das persönliche „Nicht-Verhandelbare Minimum“ zu definieren – also bewusst festzulegen, was man braucht, um gesund und leistungsfähig zu bleiben. Dinge wie Erholung, Bewegung, ausreichend Schlaf und soziale Kontakte sollten nicht als Luxus betrachtet werden, sondern als feste Bestandteile des Alltags. Genauso wichtig ist es, Pausen nicht aufzuschieben. Gerade in stressigen Zeiten neigen viele dazu, sich Erholung erst dann zu gönnen, wenn „alles erledigt“ ist. Doch gerade kleine Pausen, sei es ein kurzer Spaziergang oder ein paar bewusste Atemzüge, machen langfristig einen großen Unterschied. Ein dritter wichtiger Aspekt sind mentale Techniken. Spitzensportler setzen gezielt auf Visualisierung, Achtsamkeit und Fokusübungen, um mit Druck umzugehen. Solche Methoden sind auch im Berufsleben hilfreich, um leistungsfähig zu bleiben und Stress aktiv zu regulieren. Burnout trifft oft nicht diejenigen, die schlecht in ihrem Job sind oder keine Freude daran haben, sondern vielmehr jene, die mit Leidenschaft dabei sind und sich selbst überlasten. Es geht darum, eine gesunde Balance zwischen Engagement und Erholung zu finden.
Frage 4: Du arbeitest in der Clinica Holistica Engiadina, die sich auf Stressfolgeerkrankungen spezialisiert hat. Wann sollten Betroffene professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen?
Ein erster Hinweis ist, wenn Stress nicht mehr nur eine vorübergehende Phase ist, sondern den Alltag dauerhaft beeinträchtigt. Wer sich trotz ausreichend Schlaf und Erholung ständig erschöpft fühlt, sollte aufmerksam werden. Auch emotionale Veränderungen wie anhaltende Frustration oder eine wachsende Gleichgültigkeit gegenüber dem Beruf und dem Privatleben können Anzeichen sein. Hinzu kommen oft körperliche Symptome, etwa Schlafstörungen, Herzrasen oder Magenprobleme, die keine medizinische Ursache haben. Je früher man sich Hilfe sucht, desto einfacher ist es, wieder zu mehr Energie und Wohlbefinden zurückzufinden.
Frage 5: Du hast viele internationale Erfahrungen gesammelt. Gibt es Unterschiede im Umgang mit Burnout zwischen Südafrika und der Schweiz?
Ja, es gibt deutliche Unterschiede. In Südafrika habe ich oft den Eindruck, dass Menschen, die das Glück haben, einen Job zu haben, tendenziell mehr arbeiten, als es in der Schweiz als normal oder gesund gelten würde. Gleichzeitig gibt es dort weniger Ressourcen für die Behandlung, sei es in finanzieller Hinsicht oder in Bezug auf Rehabilitationsmöglichkeiten. In Südafrika erwartet man insgesamt eher, dass man sich einfach „durchkämpft“ und Belastungen alleine bewältigt.
Frage 6: Zum Abschluss – Was ist dein persönlicher Geheimtipp für mehr mentale Energie im Alltag?
Der Schlüssel liegt darin, die richtige Mischung zu finden – ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Energiezufuhr und -abgabe. Entscheidend ist, dieses Gleichgewicht über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Leider gibt es keine Abkürzungen oder Allheilmittel. Wer langfristig gesund und leistungsfähig bleiben möchte, muss kontinuierlich auf sich achten und sich bewusst Zeit für Regeneration nehmen.
Wir danken dir recht herzlich für das Interview:)