In einer Zeit, in der mir die Arbeit über den Kopf zu wachsen drohte, fragte mich ein Freund, ob ich das NVM kennen würde. Nach erfolglosem Abklopfen aller mir bekannter Abkürzungen und einem kreativen Versuch, mit den drei Buchstaben die Bedeutung zu erraten, musste ich die Waffen strecken.
Nicht verhandelbares Minimum, lautete seine Antwort. Das NVM ist jener Teil des Lebens, der mindestens erfüllt sein muss, damit weder die eigene Gesundheit noch die sozialen Beziehungen aufs Spiel gesetzt werden. Dazu gehören biologische Bedürfnisse, wie Schlaf und Ernährung oder Ich-Bedürfnisse, wie Zeit für sich selbst, und soziale Bedürfnisse, wie Partnerschaft und Freundschaft. Jeder Mensch muss die Frage, was aktuell in seinem Leben wichtig ist, selbst beantworten. In meinem Fall waren dies damals meine Frau, meine Kinder, Freundschaften, Sport, Zeit für mich selbst und natürlich meine Arbeit.
Mein Freund meinte nun, dass ich als Erstes herausfinden müsse, worin das nicht verhandelbare Minimum bei diesen Themen genau bestünde. Welche Zeit ich für meine Frau, Kinder, Freundschaften, Sport, für mich selbst und meine Arbeit minimal haben müsste, damit ich langfristig keines dieser wichtigen Bedürfnisse aufs Spiel setzen muss. Dieser Prozess brauchte eine kritische Selbstreflexion, aber auch die Bereitschaft, die Themen mit den Menschen zu besprechen, die eine Rolle darin spielen. Für mich bedeutete es, neben der Auseinandersetzung mit meinen persönlichen Bedürfnissen, Gespräche mit meiner Frau, meinen Kindern und Mitarbeitenden zu führen, um das NVM zu definieren.
Mein Freund riet mir, das NVM als fester Bestandteil in meine Zeitplanung zu integrieren. So müsse das NVM etwas sein, dass ich in meine Wochenplanung einbeziehen und, wenn immer möglich, einhalten sollte. Falls Zeit übrigbleiben würde – was auch häufig der Fall war – könne ich diese Zeit in das investieren, was in dieser Phase gerade wichtig sei.
In meinem Leben gab und gibt es immer wieder Zeiten, in denen ich zu viel Dinge zu erledigen habe und einige meiner Lebensbereiche darunter leiden müssen. Solange ich in diesen Zeiten dem NVM Beachtung schenke, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass es am Ende zu viel wird und meine Gesundheit oder meine sozialen Beziehungen darunter leiden. Ab und zu muss das NVM natürlich den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden. Damit wird es zu einem starken Anker, um gesund zu bleiben, Beziehungen zu schützen und berufliche Herausforderungen zu meistern.
Ich kenne kaum eine Führungsperson, die solche Hochleistung-Phasen und die damit zusammenhängende Priorisierung von wichtigen Bedürfnissen nicht auch kennt. Aus diesem Grund gehört die Auseinandersetzung mit dem NVM inzwischen zu einem festen Bestandteil meiner Leadership Trainings und Führungscoachings.
Wie steht ihr zum NVM? Habt ihr bereits davon gehört oder es vielleicht sogar schon in eurem Alltag integriert? Ich bin gespannt auf eure Gedanken!