Wann sind Sie zum letzten Mal mit dem Zug gefahren? Ist es schon eine Weile her? Machen Sie es mal wieder und schauen Sie dabei aus dem Fenster. Ich selbst entscheide mich meistens für einen Sitzplatz in Fahrtrichtung. So sehe ich die Landschaft besser, durch die mich der Zug trägt. Ich kann sehen, was auf mich zukommt. Gelegentlich bin ich gezwungen – wegen fehlender freier Sitzplätze – entgegen der Fahrtrichtung zu sitzen. Dann ist es, als würde ich alles rückwärts betrachten. Wenn ich während der Zugfahrt nicht gerade arbeite, träume ich ein wenig vor mich hin. In diesen Momenten bin ich im Hier und Jetzt. Es scheint mir, der Zug symbolisiert das Denken von uns Menschen in sehr anschaulicher Weise.
In meinen Coachings sehe ich immer wieder Menschen, die ihren Blick nach vorne richten. Sie bereiten sich auf das vor, was kommt. Manchmal aus Angst, etwas zu verpassen. Manchmal, um auf das Kommende vorbereitet zu sein oder die Zukunft nach ihrem Willen gestalten zu können.
Andere wiederum verweilen mit Ihrem Blick in der Vergangenheit. Sie fragen sich, was sie verpasst haben, was sie hätten besser machen können. Oder sie sind stolz auf ihre Erfolge. Manchmal fragen sie sich auch, was sie aus der Vergangenheit für ihre Zukunft lernen können.
Dann begegne ich Menschen, die einzig in der Gegenwart leben. Was kommt, ist ihnen egal. Was war, kann nicht mehr verändert werden. Was zählt, ist der Moment. Sie sind wie Blütenpollen im Wind: Kaum zu fassen, da sie sich nur auf ihre eigene Aufgabe konzentrieren und dabei vom Leben durch die Welt getragen werden.
Was aber haben diese Gedanken über die Menschen nun mit einer Zugfahrt gemein? Sie zeigen, dass alle drei Blickwinkel zum Leben gehören. Ob wir nach vorne schauen, zurückblicken oder im Hier und Jetzt verweilen. Alle drei Perspektiven gehören dazu, wenn das Leben – wie die Landschaft an einem Zug – an uns vorüberzieht. Es liegt in unseren Händen, was wir aus diesen drei Perspektiven machen. Das was zählt, ist unsere Bereitschaft diese Perspektivenwechsel bewusst vorzunehmen und daraus zu lernen.